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Unbeugsamer Wächter am Douro

Standhaft inmitten der Brandung: So trotzt ein Leuchtturm an der portugiesischen Atlantikküste Wellen, Wind und Wetter.

Leuchtturm Farol de Felgueiras

Im 15. und 16. Jahrhundert war Portugal eine der führenden Seefahrernationen, bekannt für horizonterweiternde Entdeckungsreisen und die Erschließung neuer Seewege. Viele herausragende Persönlichkeiten stellten sich den – häufig lebensbedrohlichen – Widrigkeiten der See: Vasco da Gama entdeckte die Seeroute nach Indien. Bartolomeu Dias umrundete als Erster das Kap der Guten Hoffnung. Pedro Álvares Cabral gilt als der offizielle Entdecker Brasiliens. Ohne technische Innovationen wäre es damals nicht möglich gewesen, die Grenzen der bekannten Welt zu verschieben. Neue Schiffstypen, genauere Seekarten und Hilfsmittel wie Quadrant und Gradstock führten mutige Entdecker an immer entlegenere Gegenden der sieben Weltmeere.

Um Schiffbrüchen und Irrfahrten vorzubeugen wurden bereits seit der Antike Leuchtfeuer an der Küste entzündet. Mit den großen Fortschritten in der Bau- und Beleuchtungstechnik entstanden im 18. Jahrhundert die ersten Leuchttürme, wie wir sie heute kennen. Als weithin sichtbare Fixpunkte erleichtern sie Schiffsbesatzungen die Navigation und warnen gleichzeitig vor gefährlichen Küstenabschnitten. Zu ihnen zählt auch der Farol de Felgueiras, der über die Einfahrt vom Atlantik in Richtung Porto wacht.

Ein Stück maritimer Geschichte

An der Mündung des portugiesischen Douro, wo Fluss und Atlantik aufeinandertreffen, dort thront auf der Mole der Farol de Felgueiras. Diese Seeeinfahrt war lange problematisch wegen natürlich bedingter Sandverfrachtung und einer gefährlichen Fahrrinne. Beides führte immer wieder zu Schiffbrüchen. Mit dem wachsenden Seeverkehr und der steigenden wirtschaftlichen Bedeutung des Hafens von Porto im 19. Jahrhundert entstand die Notwendigkeit, die Hafeneinfahrt sicherer und beständiger zu gestalten. Der Bau von Molen in den Jahren 1790 und 1857 ermöglichte es, die Fahrrinne zu stabilisieren.

Der Leuchtturm Farol de Felgueiras wurde 1886 erbaut. Für einen Leuchtturm ist er verhältnismäßig klein, denn er ragt nur zehn Meter in die Höhe. Auch die sechseckige Form, gemauert aus widerstandsfähigem Granit, ist eher unscheinbar. Was ihn so spektakulär macht, ist seine Position – am Ende der Mole Felgueiras an der Mündung in den Atlantik. Die Kaimauer ist gewölbt, sodass das Wasser durch sie hoch aufgetürmt wird. Selbst bei wenig Wellengang schäumt und tost es schon atemberaubend um dieses ikonische Denkmal Portos.

Unter der Herrschaft der Gezeiten

Der Farol de Felgueiras steht auf einer Mole am rechten Ufer des Douro. Die massive Aufschüttung, die weit ins Meer hineinreicht, ist durch eine starke Steinmauer befestigt. Die Mole dient auf diese Weise als Wellenbrecher, um die Einfahrt in den Douro zu schützen. Ganz am Ende befindet sich der Leuchtturm, der dort besonders widrigen Bedingungen ausgesetzt ist. Manchmal brechen Wellen über den Farol de Felgueiras ein, die doppelt so hoch sind wie er selbst! Das stellt enorme Anforderungen an Konstruktion und Material.

Korrosionsbeständig gegen Salzwasser, standhaft gegen die Wucht der Wellen, stabil auch bei starken Winden: Aufgrund der exponierten Lage in der strapaziösen Umgebung muss der Farol de Felgueiras seit seiner Erbauung Immenses wegstecken. Um dieser Herausforderung gewachsen zu sein, waren innovative Antworten von fortschrittlichen Denkern nötig. So entwarfen die Bauingenieure eine Konstruktion, die wenig Angriffsfläche bietet. Als Material wurde Granit gewählt, der aufgrund seines robusten Charakters lange hält. Antikorrosive Beschichtungen verlängern die Lebensdauer von Teilen aus Eisen oder Stahl wie zum Beispiel Geländer, Türen oder dem Dach. Aufgrund dieser Ingenieurskunst widersteht der Leuchtturm auch rund 140 Jahre später noch den Naturgewalten.

Ein Wahrzeichen, das bleibt

Dank regelmäßiger Modernisierungen blieb der Farol de Felgueiras am Puls der Zeit und konnte so seinen Dienst stets zuverlässig erfüllen: Im Jahr 1955 wurde er mit einer Fresnel-Linse zweiter Ordnung ausgestattet, die alle fünf Sekunden einen roten Lichtblitz mit einer Reichweite von neun Seemeilen sendet. Im Jahr 1979 folgte die Automatisierung, ferngesteuert von dem nur wenige Kilometer nördlich gelegenen Leuchtturm von Leça aus. 2009 kam dann zunächst das Aus: Abgesehen vom Nebelhorn gab es keinen Betrieb mehr am Farol de Felgueiras.

Am 13. Dezember 2021 beschlossen die Verantwortlichen jedoch, den Leuchtturm aufgrund seiner historischen Bedeutung erneut in Dienst zu stellen. Seitdem geleitet er wieder Seefahrer aus aller Welt sicher durch die Einfahrt in den Douro. Damit steht der Farol de Felgueiras stellvertretend für den hohen Anspruch der Erbauer, sich der gewaltigen Kraft des Wassers entgegenzustellen und damit andere vor Schaden zu bewahren – herausragend, verlässlich und souverän.